berlin im blick
Freitag, 25. Dezember 2015
the danish girl

Es brauchte nicht viel Überredungskunst, um mich vom Schreibtisch loszueisen, damit ich zu dieser Vorpremiere mitkam...
Und ich bin so froh!
Was für unglaubliche Filme gerade gemacht werden!! Ich kann es nur wiederholen. Wow.

The Danish Girl handelt von Gerda und Einar Wegener, einem Künstlerpaar im Kopenhagen der 20er Jahre.
Einar ist bereits erfolgreicher Maler, Gerda hingegen hat definitiv Talent, aber Schwierigkeiten in der männlich dominierten Kunstwelt Fuß zu fassen. Ein Kunsthändler bringt es so auf den Punkt: Sie hat ihr Motiv noch nicht gefunden. Doch das soll sich ändern, als Einar für eine Ballerina einspringt und in Strumpf und Kleid für sie sitzt. Gerda zeichnet und malt Einar immer häufiger - als Frau. Schnell bekommt sie einen Namen, Lili - und begleitet Gerda sogar auf einen Künstlerball. Während Gerda anfangs noch spielerisch damit umgeht und Lili immer häufiger in Einar entdeckt (z.B. während er schläft), kann Einar die Frau in sich nicht länger unterdrücken... Langsam verdrängt Lili ihn, was unweigerlich Auswirkungen auf die Beziehung der beiden hat, denn bald findet Gerda ihren Einar nicht mehr in Lili. Trotzdem ist und bleibt sie die liebevolle Stütze ihres Mannes, ist diejenige, die Weichen für ihn findet und stellt, ihn auffängt, wenn er fällt und ihn auch begleitet, als und nachdem er seine gefährliche Wandlung zu Lili vollzieht. Gefährlich, weil vor Lili Elbe noch bei keinem Menschen eine geschlechtsangleichende Operation vorgenommen wurde. Weil Operationen an sich in den 20er Jahren oft lebensbedrohlich waren. Immer ist Gerda an ihrer Seite - und das ist es wohl, was mich an diesem Film am meisten bewegt und berührt hat. Diese selbstlose, unegoistische Liebe, die so spürbare Loyalität.
Überhaupt sehr liebevoll gezeichnete, starke Figuren voller Güte und wirklich überzeugend gespielt von Alicia Vikander und Eddie Redmayne.

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Donnerstag, 17. Dezember 2015
carol

Ein Film wie ein Bild von Edward Hopper, bei der Anfangssequenz musste ich unmittelbar an "Nighthawks" denken.

Am Montag war ich bei der Vorpremiere von Carol im Kino International. Lange hatte ich mich schon auf den Film gefreut, sehr lange. Umso mehr, seit bekannt wurde, dass Cate Blanchett die Rolle von Carol spielen wird.

Das Buch von Patricia Highsmith ist schon lange eins meiner Lieblingsbücher. Mit ihren anderen Romanen kann ich nicht wirklich viel anfangen, aber Carol hatte etwas. Es war eine Reise ins New York der 50er Jahre, nicht nur in eine andere Zeit, sondern in eine andere Welt. Es war nicht der erste Roman, den ich gelesen habe, in dem sich zwei Frauen ineinander verliebten, aber der erste mit einem positiven Ausgang. Für mich ist ein Happy End wahrlich kein Muss, dennoch war (und ist) es auffällig und bisweilen sogar frustrierend, dass Geschichten über zwei Frauen häufig dem gleichen Muster folgen: Frau A identifiziert sich als Lesbe, Frau B lebte bislang als Hetera, verfällt aber A, dann hadert B (variabel lang), ob sie verliebt ist, es folgt ein für A gefühlsmäßig aushöhlendes Hin und Her, dann ein paar Wochen/Monate des Glücks, und dann verschwindet B meist wort- und spurlos, so dass A nicht nur mit gebrochenem Herzen, sondern auch völlig ohne Erklärung hängengelassen wird.
Mir schien es immer so, als wollten die Autor_innen mit einem Klischee brechen, das es so jedoch gar nicht gab. Besonders alarmierend fand ich, dass gerade im Bereich Jugendbuch ein guter Ausgang ausbleibt - weil das gerade Heranwachsenden (wie auch mir damals) den Eindruck vermittelt, dass das Lesbischsein an sich nicht nur kompliziert und schwierig ist, sondern außerdem das allerorts als erstrebenswertester Lebensabschnitt gepriesene Liebesglück ausbleiben wird. Dass es da keine Hoffnung gibt.
Carol war, wie gesagt, das erste Buch, das positiv hervorstach - und das sogar als ein Vertreter der älteren Werke in diesem Genre.

Die filmische Umsetzung einer Romanvorlage hat natürlich immer ihre Tücken, weil viel weniger Zeit für die emotionale Entwicklung der Charaktere bleibt, die im Buch unweigerlich zur Verfügung steht. So wirkt die Carol im Film zum Beispiel am Anfang viel forscher als die des Buchs. Aber das ist eben der Raffung geschuldet, da weniger Zeit zum Erzählen bleibt.
Todd Haynes hat einen fürs Auge und Herz wunderschönen Film geschaffen. Das Tempo ist sehr langsam, aber so wunderbar angemessen. Langsam entfaltet sich die Geschichte in schönen Bildern, in langen Blicken, in scheinbar beifälligen Berührungen. Die Nähe der Figuren ist richtig spürbar. Selbst in Szenen, in denen die Protagonistinnen nicht im gleichen Raum, sondern schweigend übers Telefon verbunden sind. Eine sensationalle Leistung von Cate Blanchett und Rooney Mara.

Den Film werde ich mich sicher noch einmal im Kino anschauen.

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Mittwoch, 25. November 2015
bücherliebe

Gerade mit einer Freundin gechattet, der ich vor kurzem ein Buch empfohlen habe. Sie schrieb, es habe eine Premiere gegeben, sie habe soeben angefangen es zu lesen und zum ersten Mal ein Eselsohr bei einer schönen Stelle gemacht. Zum ersten Mal! Und dann war sie schwer beeindruckt, dass ich Sternchen an Sätze male, die mir gefallen. Ach was, gefallen! Manchmal gibt es so Sätze in Büchern, da wird mir ganz warm ums Herz, da wird mir ganz weich und wohlig, da muss ich seufzen vor Glück. An solche Sätze male ich kleine Sternchen, damit ich sie schnell wiederfinde. Ich habe Bücher, in denen es von Sternchen nur so wimmelt. HerzensautorInnen.
Besagte Freundin fand das mutig. In ein Buch zu malen. Und bat darum, dass ich ein Seminar in Angewandter Buchliebe gebe.
DAS wird allerdings gar nicht so leicht, jede/r liebt schließlich anders.
Aber zumindest sie ist jetzt auch mutig gewesen, hat aber kein Sternchen gemalt, sondern eine Sonne. Auch ein Himmelskörper, auch sehr passend, finde ich.

Liebt eure Bücher, sage ich.
Lasst euch Wörter und Buchstaben auf der Zunge zergehen!

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